IM Germany 2003-07-13

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Hier ein kleiner Erlebnisbericht vom diesjährigen Ironman Frankfurt:

Sonntag 13.7.03, 4:00 Uhr:

Mein Wecker geht an und ich denke nur "Oh Gott, das fängt ja gut an", nachdem meine Nachbarn am Abend vorher eine Grillparty mit ihren Kindern bis 1:00 Uhr Nachts veranstaltet haben und ich dann endlich um 2:00 Uhr morgens eingeschlafen bin. Top ausgeruht L

Schnell in die Klamotten, damit noch Zeit für ein ausgedehntes Frühstück, mit Toast, Eiern und Kuchen bleibt.

4:45 Uhr : Abfahrt zum Römer

5:00 Uhr: Ich parke meinen Wagen am Sachsenhäuser Ufer und laufe über den Eisernen Steg. Inzwischen ist es hell geworden. Es sind nur einige Helfer unterwegs, die noch sehr verschlafen wirken und mich etwas komisch anschauen. Ich gönne mir noch kurz die Zeit um mir die Wechselzone 2 genau anzusehen um nachher schnell meinen Beutel mit den Laufschuhen zu finden.

5:10 Uhr: Abfahrt mit dem Bus in der Berliner Strasse. Der Bus ist brechend voll mit Zuschauern, so dass die Athleten kaum noch Platz finden. In Zeppelinheim kommt der Bus zum stehen. Es geht nichts mehr. Dasselbe Chaos wie im Vorjahr. Die kriegen das einfach nicht gebacken. Wir stehen da ca. 15 Minuten mit geschlossenen Türen, ohne Lüftung auf der Stelle. Die Scheiben sind beschlagen du die Luft zum schneiden. Als die Uhr langsam auf 6:00 Uhr vorrückt werde ich doch ein bisschen nervös.

Wenigstens werden wir dieses mal bis zum Eingang der Wechselzone gefahren und müssen nicht wieder 1,5 Km laufen wie im Vorjahr.

 

Das Schwimmen

6:10 Uhr: endlich in der Wechselzone an meinem Rad. Kein Grund in Panik zu geraten, es ist noch genügend Zeit. Dieses Mal habe ich schon am Vortag alles so vorbereitet, dass ich mich nur noch in den Neo quetschen muss. Toilettengang vorher ist obligatorisch, da ich dieses Mal nicht wieder ein Dixi-Klo während des Wettkampfes besuchen will. Tierische Hektik vor dem Start. Da tut es gut unseren langen Jan mit seiner Riesenkamera zu treffen, der noch ein paar Impressionen fürs Fernsehen einfängt.

7:00 Uhr: Der Startschuss fällt und das eben noch ruhige Wasser fängt schlagartig an zu brodeln, wie ein Becken voller Piranhas. Ich habe dieses Mal Glück und kann mich relativ schnell frei schwimmen, so dass ich gut um die erste Boje nach ca. 1 Km komme, wo es letztes Jahr den Megastau gab. Nach ca. 31 Minuten steige ich zum kurzen Landgang aus dem Wasser und richte meine Brille noch mal Kurz. Die Zwischenzeit ist viel versprechend. Die 2. Runde verläuft unspektakulär und ich steige nach 1:10 h aus dem Wasser. 2 Minuten schneller als im Vorjahr. Mit einem blitzschnellen Wechsel a la "Lothar Leder" kann ich noch eine weitere Minute hinzufügen und sitze nach 1:13 h im Sattel. Alles im Soll bis dahin.

 

 

Das Radfahren

Erst mal locker einrollen und darauf achten, das man nicht zu nah an seine Vorderleute ranfährt, denn es wimmelt dieses mal nur so von Motorrädern mit Racemarschals darauf, die angewiesen wurden dieses mal das Windschattenfahren knallhart zu unterbinden.

Bis Maintal Hochstadt läuft alles gut, dann kommt " the Hell", das berüchtigte Kopfsteinpflasterstück. Es ist wirklich die Hölle. Kurz danach über den Hühnerberg, was schon leichter fällt.

Erst jetzt merke ich, dass sich bei dem Gerüttel auf dem Kopfsteinpflaster mein Tachoadapter losgerüttelt hat. Das Teil baumelt nach einigen Kilometern nur noch locker an einer Schraube rum und droht mir Samt Tacho in die Speichen zu kommen.

Nach 105 Km im 36´er Schnitt habe ich dann die Schnauze voll und halte an der Hanauer Landstrasse an um den Defekt mit etwas Klebeband zu beheben. Schnell sind 2-3 Minuten weg. Danach ist der Rhythmus auf ein Mal völlig weg. Ich muss mich anstrengen, um das Tempo bei 33 Km/h zu halten. Erst ca. 30 Minuten nach einer ausgiebigen Nahrungsaufnahme kommt die 2. Luft und ich kann ab ca. 150 Km bis ins Ziel wieder Vollgas fahren, so dass ich noch im geplanten Schnitt von 35 Km/h vom Rad steige. Zwischenzeit: 6:37 h, also alles im Sollbereich, wenn man von dem Defekt absieht.

Es folgt wieder ein schneller Wechsel in 1:02" Minuten, wobei sich die Ortskenntnis als nützlich erweist.

 

Das Laufen

Man braucht kein großer Rechner zu sein, um zu wissen, dass nun eine Marathonzeit unter 3:23 h folgen musste, um die 10 Stunden Marke zum 2. Mal zu knacken. Schwierig, aber nicht unmöglich., wenn man 2:47 h im Marathon laufen kann.

Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen hoffnungslos überfüllten und überreizten Magen Darmtrakt gemacht. Schon nach den ersten Laufmetern beginnen die Krämpfe wie im Vorjahr.

Ich versuche locker zu bleiben und kämpfe mich bis zur ersten Dixi am Sachsenhäuser Ufer durch (letztes Jahr standen die bereits am Hohlbeinsteg nach 800 Metern). Nix wie rein und nach einer Minute wieder raus. Mist, bei der Aktion ist eine Sicherheitsnadel der Startnummer verloren gegangen. Hört das den heute gar nicht mehr auf. Ich stopfe die Nummer unter das Gummiband und renne weiter.

So, wer nun denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, sieht sich getäuscht. Bereits nach 4 Km muss ich meinem hohen Anfangstempo von 4:12"-4:15" Tribut zollen und bekomme einen Megakrampf in der hinteren Oberschenkelmuskulatur meines linken Beins. Ein lauter Schmerzensschrei schreckt sämtliche Zuschauer in meine Nähe auf. Eine Dame ist so freundlich und versucht zu helfen. Nachdem das Ei was sich aus dem Muskel rauswölbte langsam zurückgeht, spritzt mir die Frau kaltes Wasser auf die Stelle und ich versuche erst mal die Muskulatur durch Dehnen zu entkrampfen, was sofort zu einem weiteren Krampf an einer anderen Stelle führt.

Mit schnellem Laufen war es jetzt erst mal Essig. Ganz langsam wie ein Rentner habe ich mich wieder in Bewegung gesetzt und versucht die Muskulatur wieder zu lockern.

Nach 7 Km folgte dann der 2. Toilettenbesuch und nach ca. 20 Km der dritte. Schlimmer geht’s nimmer. Das ganze summierte sich dann auf so ca. 6 Minuten reine Standzeit.

Auf der Sachsenhäuser Seite hat sich auf einem kleinen Hügel der halbe PSV Blau Gelb versammelt und macht jedes Mal ein Höllenspektakel, wenn einer von uns durch das Spalier läuft. Das motiviert und macht den Kopf wieder frei für positives Denken. Ein paar Meter weiter steht meine ganze Familie, die leider bei meiner Premiere nicht dabei sein konnten. Das gibt noch mal zusätzlich Energie. Ich würde zwar lieber gehen als laufen, weil die Schmerzen langsam unerträglich werden, aber die Leute peitschen einen immer wieder nach vorne. Auf der dritten Runde fällt mein Schnitt dann bis auf 5:10"/Km was mir wie Schneckentempo vorkommt. Ich kann das aber zumindest bis ins Ziel halten, welches ich in einer Endzeit von 10:08:22 erreiche. Im Zieleinlauf ist wieder die Hölle los und es strecken sich mir hunderte von Händen zum abklatschen entgegen.. Absolutes Gänsehautfieling auf den letzten 300 Metern. Marathon Endzeit 3:31:00"h, was einem Schnitt von 5 Minuten/Km entspricht. Immer noch ganz ordentlich wenn man die vielen Probleme sieht, denke ich.

Die Freude über das Finisch überwiegt erst mal die vorangegangenen Schmerzen und die Endtäuschung über die verpasste Hawaii Quali.

Im Athletsgarden gab es dann erst mal eine Infusion und dann ab in den Whirlpool, wo einem von hübschen jungen Mädchen eiskaltes Pils kredenzt wurde. Das entschädigte für einige Starpatzen.

Die Party auf dem Römer dauerte noch bis tief in die Nacht, bis auch der letzte Finischer unter frenetischem Jubel im Ziel begrüßt war.

Alles in allem wieder eine gelungene Veranstaltung, die es verdient sich langfristig zu etablieren.

In diesem Sinne,

see you at the finish line.

euer Frank

 made by Frank ®, im Juli 2003