Ironman Brasil 2004

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Es ist das erste mal, dass ich an einem Wettkampf am anderen Ende der Welt teilnehme. Die Vorfreude ist riesig, es kribbelt schon gewaltig, als das Abenteuer eine Woche vorher beginnt, als wir in den Flieger einsteigen. Andrea begleitet mich, und das, obwohl sie nicht an den Start geht. Danke J

Florianpolis ist eine kleine Insel im Süden Brasiliens, Bundesstaat Santa Catarina, etwa eine Flugstunde südlich von Sao Paolo. Im brasilianischen Sommer geht es hier angeblich zu wie in Malle zur Hochsaison, als wir ankommen ist auseer ein paar Triathleten kaum noch was los

Die Woche zum Start bleibt ruhig, die ersten drei Tage Regen, dann wird das Wetter wieder besser. In unserer Gruppe (Hannes Hawaii) sind alle jedoch immer angespannter, aber vor einem Ironman ist das mehr als verständlich. Ein bisschen Training, gemeinsames Schwimmen im Meer vor dem Frühstück, Inselrundfahrt, so vertreiben wir uns die Zeit bis zum Race Day.

Start ist Samstag, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag bekommen ich Durchfall, verbringe die Nacht mehr oder weniger auf dem Klo. Ich habe mir anscheinend den Magen verdorben, Nervosität ist das nicht. Freitag mittag sind die Symptome verschwunden, ich beschließe, nicht länger darüber nachzudenken. In der Nacht von Freitag auf Samstag schlafe ich eine geschlagene Stunde, weil die Dorfjugend meint, ausgerechnet in der Nacht vor unseren Appartements eine Party zu feiern. Um 3:00 Uhr schlafe ich ein, um 4:00 Uhr klingelt der Wecker....

 

Samstag 6:55 Uhr:

Kurz vor dem Start herrscht hier ein riesiges Chaos: Es soll ein Strandstart erfolgen, nach dem Einschwimmen stehen wir alle gebannt an der Startlinie, als die Ordner uns hektisch auffordern, mehr nach rechts zu gehen. Nur da ist schon alles voll. Währenddessen werden auf See die Bojen positioniert. Farbe: Blass-weiss. die erste Boje ist 1000m weit draußen, vom Strand aus bei bestem Willen nicht zu erkennen! Mitten in das Hin- und Hergeschiebe erfolgt der Startschuss. Wir rennen in den Atlantik und schwimmen einfach mal los.

Nach 50m hänge ich auf einem Riff fest... stolpere drüber und schwimme weiter, einfach dem Rest hinterher, erkennen kann ich null. Dennoch fühle ich mich im Wasser ganz wohl, das Salzwasser und er Neo tragen mich schön an der Wasseroberfläche und ich komme mit meinem Dreierzug gut voran. Irgendwie finden wir die erste Boje dann doch, anschließend zur 2. Boje nach rechts und wieder zum Strand. Das war die erste von zwei Runden. Ich schaue auf die Uhr, 33 min, ist soweit OK, ich schwimme normalerweise die Strecke zwischen 1:01 und 1:04h.

Auf zur zweiten Runde. Keine bes. Vorkommnisse, bis ich am Strand wieder auf die Uhr schaue: 1:10! Wo habe ich so viel Zeit verloren? Ich renne zum Bike, der Wechsel klappt gut, beim aufspringen ruft mir Andrea zu, dass alle länger gebraucht haben, und dass ich gut dabei bin. Also gut, abhaken und losfahren:

 

Bike:

Ich fühle mich von Anfang an nicht wohl auf dem Rad. Habe jetzt doch wieder leichte Magenkrämpfe, der Fahrtwind schmerzt mir in den Ohren, obwohl ich an den Ohren normalerweise nicht empfindlich bin. Egal, geht wieder weg. Ich konzentriere mich, versuche mein Tempo zu finden. Angepeilt sind 5:00 h netto. Ich überhole jetzt sehr viele Leute, fahre mein Tempo und versuche, zu entspannen. Irgendwann kommen wir auf den Highway, eine Spur ist für uns frei, auf der anderen Stehen die Autos bei laufendem Motor im Stau. Ich bin froh, dass ich kein Asthmatiker bin!

Die Strecke ist, bis auf zwei Hügel , die in beiden Richtungen genommen werden müssen, flach, mit einigen Wendepunkten; insgesamt zwei Runden.

Irgendwann kommt mir die Spitze entgegen, Sabatschus führt vor Galindez, dem Vorjahressieger.

Alles läuft so einigermaßen, bis mich plötzlich bei km 85 (ich bin genau im Soll) ein Pulk von 50 Radlern überholt, dicht gefolgt von einem 20 er Pulk. Und die sehen alle frisch aus, logisch, wenn man pausenlos lutscht. Auf einen Schlag 70 Plätze weiter hinten, und die Kampfrichter machen nix, gar nichts! Es gab während des gesamten Rennens keine Disqualifikation, nicht mal eine Zeitstrafe!

Bei km 90 gibt’s Eigenverpflegung... oder auch nicht! Privates Anreichen wurde uns auf Anfrage verboten. Wir sind so brav und halten uns daran, während anderen Teilnehmern die Beutel von Freunden etc. munter angereicht werden. Offiziell werden die Beutel durch Ordner angereicht, die das aber null im Griff haben. Selbst Sabatschus hat als Führender seinen Beutel nicht bekommen, ein Moped fuhr hinterher und brachte ihm das Ding. Da ich nicht Führender bin und auch kein Profi, liegt mein Beutel irgendwo im Gebüsch. Ich fahre weiter, ohne anzuhalten, werde langsam aber stink sauer! Die Gels fürs Laufen, Cola und ein Sandwich bleiben im Gebüsch. So wird man für seine Ehrlichkeit bestraft.

Die zweite Radrunde wird hart. Ich lutsche jetzt auch, wie jeder andere. Irgendwann ist die 2. Runde auch vorbei, nach 5:14 netto Radzeit komme ich zur Wechselzone. Bin damit alles andere als zufrieden. Andrea ruft mir zu, dass ich gut dabei bin. Die Radstrecke war doch schwerer als wir alle dachten.

 

Run:

Die Beine sind schwer ich laufe die ersten 2 km ohne auf die Uhr zu schauen. Jetzt geht's einigermaßen. Laufen ist meine Paradedisziplin, wenn ich gut klarkomme, kann ich wieder Boden gut machen. Ich nehme meine Reisegeschwindigkeit von 4:40 min/km auf, geht anfangs auch gut. Leider reichen die kaum was zu essen an, hier und da mal eine Banane, obwohl bei der Wettkampfbesprechung von mehr die Rede war! Und meine Gels, die liegen ja noch im Gebüsch...

Ab km 8 bekomme ich Probleme, das Tempo zu halten. Es folgen zwei steile kurze Rampen, danach wird’s wieder flach, wie vorher. Das Tempo fällt auf 4:40, dann auf 5:00 min/km. Auch den 5er Schnitt halte ich nicht lange, komme mir vor wie die Titanic, als die Lichter ausgehen.

Bei km 25 merke ich, dass es keinen Sinn mehr hat sich weiter zu verausgaben. Meinen Traum von Hawaii erreiche ich heute definitiv nicht mehr. Also nehme ich das Tempo noch mehr raus und beschließe, so locker wie es noch geht nach hause zu joggen. Am 11.07. starte ich in Frankfurt beim Ironman und jetzt heißt es Körner sparen.

So trabe ich ziemlich angenervt von der mangelnden Verpflegung und frustriert von meiner eigenen Leistung dem Ziel entgegen. Irgendwann kommt mir Andrea auf dem Rad entgegen um zu sehen wo ich den bleibe. Ich habe jetzt wieder genug Energie mich über alles was passiert ist, aufzuregen. Es musste einfach raus. Dann ging`s mit wieder besser, obwohl so manche Zuschauer und entgegen kommende Athleten eher das Gegenteil dachten... J .

Naja, nach 3:51h Laufzeit und einer Gesamtzeit von 10:24h (oder so, ich schaue nicht auf die Uhr) erreiche ich das Ziel.

Sicher ist das im Vergleich zu vielen eine immer noch sehr gute Zeit, aber ich habe hierfür sehr viel investiert, viel geopfert. Dann tut es sehr weh, wenn man unter seinen Möglichkeiten finisht.

 

Fazit:

Mein erster Gedanke ist: "Bloß weg hier!, hier komme ich nie wieder her!"

Jetzt, nach etwas mehr als einer Woche denke ich anders: "Ich habe da noch eine Rechnung offen, das kann ich mit Sicherheit besser." Wenn es irgendwann klappt, mache ich diesen Wettkampf noch mal, und zwar ohne meine Fehler, die ich gemacht habe. Natürlich war die Organisation ein Scherz, aber andere mussten mit den Unzulänglichkeiten auch klar kommen.

Und außerdem, die Kunst in einem Ironman besteht wohl auch darin, sein Potential am Tag X umzusetzen. -das macht für mich auch die Faszination bei diesem Sport aus- . Das ist manchmal schwer genug und ist mir in Brasilien leider nicht gelungen, aus verschiedenen Gründen.

Aber gelernt habe ich wieder mal jede Menge.

made by Marko ®, im Juni 2004