Zürich under cover

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Nachdem ich in Frankfurt wegen meiner Achillesehnenprobleme froh war, überhaupt ins Ziel zu kommen, wollte ich es zwei Wochen später noch mal in Zürich beim dortigen Ironman wissen. Mein Ziel ist nicht die Quali für Hawaii auf biegen und brechen zu erzwingen, sondern in Ruhe einen schönen Wettkampf zu absolvieren, Erfahrungen zu sammeln, ohne Druck von außen. Daher erzähle ich auch kaum jemandem von meinem Vorhaben.

Die zwei Wochen zwischen Frankfurt und Zürich habe ich mit Regeneration verbracht, die gereizte Sehne konsequent vereist, massiert und gedehnt. Beschwerden habe ich keine mehr!

 

Vor dem Start:

Morgens um 6:00 begebe ich mich in die Wechselzone, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Gebannt warten wir auf angekündigte Durchsage bezüglich der Neoprenfreigabe. Der See hat seit Wochen konstant 25° C, Neopren ist aber nur bis 23,9° C erlaubt. Eine letzte Messung um 5:30 Uhr soll schließlich entscheiden. Jetzt endlich wird die Musik unterbrochen: "Die Wassertemperatur beträgt 23,8°C, damit ist Neopren erlaubt." So die Durchsage. Ich muss laut lachen! Die Nacht war schwül, gestern nur Sonne, 30° C, durch ein seltsames schweizer Wunder kühlt der See genau auf die erlaubte Grenze ab, nachdem er Wochenlang deutlich drüber lag. Ein humorvolles Organisationskomittee! Also ziehe ich den Neo an und begebe mich zum Start.

So stehe ich nun um 7:00 mit ca. 1200 anderen am Strand des Züricher Sees und warte auf den Start. Im Gegensatz zu Frankfurt erfolgt ein Landstart:

 

Schwimmen:

Pünktlich geht`s los, eine Prügelei wie ich sie noch nicht erlebt habe, nimmt ihren Anfang. Einer haut mir die Brille fast vom Kopf, als Dank fasse ich seinen Oberschenkel von hinten, halte ihn fest und drücke ihn sanft unter Wasser...

Nach einem Kilometer hat sich die Lage entspannt, aus dem Wasser komme ich um 8:05 Uhr (irgendwer hat meine Uhr beim Schwimmen angehalten, so dass ich die genaue Zeit nicht habe, aber was soll`s).

 

Radeln:

Die ersten 17 km sind flach am See entlang. Praktisch kein Wind, mein Rad rollt wie immer fantastisch. Bis km sieben. Dann ist der Reifen vorne platt. Es ist echt lustig, am Straßenrand zu stehen und beim Radwechseln zu hören, wie einer nach dem andern vorbei schießt. Nach knapp 10 min. (vielleicht waren es auch fünf, keine Ahnung, mir kam es vor wie eine Ewigkeit) setze ich meine fahrt fort. Wir fahren drei Runden mit jeweils 60 km und 480 Höhenmetern. Wer mich kennt, weiß, dass ich jetzt die Zeit wieder reinholen möchte (natürlich unbewusst). Nach ca .17km geht`s in die Berge. 8 km immer nur hoch, nicht all zu steil aber es geht konstant hoch. Für einen Triathleten fahre ich ganz gut Berge, denke ich und fahre an allen vorbei was sich da am Anstieg befindet. Komme gut hoch, bei der steilen Abfahrt muss ich jedoch sehr aufpassen, da mein neuer Reifen vorne nicht gekittet ist und ich nicht weiß, wie gut er in den Kurven auf der Felge bleibt. Trotzdem komme ich durch die erste Runde gut durch und gebe weiter Stoff.

Auf dem höchsten Punkt der zweiten Runde isses dann so weit, ich muss dem hohem Tempo Tribut zollen. 100 km absolviert, kann nix essen, übel, Kopfschmerzen scheiss Schwüle, Hungerast, Gummi in den Beinen. Ich beiße auf die Zähne, denke an Armstrong und Ullrich, wie die in den Pyrenäen gekämpft haben, zwinge mich Nahrung aufzunehmen und fahre weiter. Mann bin ich leer, der Puls will nicht mehr hoch gehen, aber was soll`s, zu verlieren habe ich nichts. Ich fahre die zweite Runde zu ende, lasse mir von Andrea Nahrung anreichen (danke wieder für die liebe Betreuung!!! Ich revangiere mich, ganz bestimmt!) und drücke Runde drei auch noch irgendwie durch. Nach einer Zeit von fast sechs Stunden Rolle ich als Leiche in die Wechselzone. Ich überlege, welchen Anwalt ich einschalte, um den Veranstalter wegen Körperverletzung zu verklagen!

Der Wechsel ist ein Trauerspiel, aber ich lasse mich nicht unterkriegen, das bisschen Laufen geht schon!

 

Der Marathon:

Ich wollte endlich mal im 5er Schnitt loslaufen und NICHT schneller. Heute kann ich es ausprobieren! Das Laufen klappt prima (warum eigentlich???). Nach dem der erste km noch etwas schleppend wirkt, finde ich meinen Rhythmus und laufe auf die Sekunde einen 5er Schnitt, ein km nach dem andern. Ich bin nur am Überholen, und das in diesem "Lullertempo". Gut, die besseren sind eh schon weg, also relativiert sich das ganze etwas. Aber dennoch ist das sehr motivierend. Ich fühle mich immer besser, das Tempo wird trotzdem gehalten (habe ich Andrea versprochen). Ich spule die km wie ein Uhrwerk runter, macht richtig Spaß. Die letzte Stunde kommt strömender Regen auf. Eine Wohltat nach der schwülen Hitze für die Läufer, für die Zuschauer weniger...

Bei km 34 gerate ich in ein kleines Loch, bei km 40 gebe ich dann noch mal richtig Gas. Nach 3:36 Stunden Laufzeit und 10:40 gesamt erreiche ich mit meinem besten Laufsplit in einem Ironman das Ziel.

Mehr war heute nicht drin. Bin aber sehr zufrieden, habe gelernt, dass man sich eine bergige Radstrecke bei einer Langdistanz doch besser einteilen sollte, auch wenn der Reifen platzt. Ausserdem weiß ich für die Zukunft, wie ich einen Marathon beim Ironman anzulaufen habe. Bis auf den kleinen Hänger bei km 34 war alles bestens. Die Achillessehne hielt super, meine Fußballen meldeten sich auch nicht, wie in der Vergangenheit. Wäre ich doch nur in Frankfurt so gelaufen...

Hiebei danke auch an Alfred von Blau Gelb, der meinen Laufstil korrigiert hat. (Wie, ist mein Geheimnis ... J ) Danke Alfred!

Insgesamt ist Zürich ein schöner Wettkampf. Die Stimmung kommt zwar an die von Roth oder Frankfurt nicht heran, dafür wird man durch eine wunderschöne Gegend (Alpen statt Wetterau) belohnt.

Und irgendwann berichte ich hier von.... schaun mer mal ;-)

Marko

made by Marko ®, im Juli 2003